Künstler
Improtheater

Improvisationstheater Gruppen - Von der hohen Kunst der Spontanität

Den Grundgedanken des Improvisationstheaters bildet das Vertrauen auf Spontanität, Inspiration und Schlagfertigkeit der Künstler. Die Aufführung eines Improvisationstheaters konstituiert sich aus vollkommen frei sich während der Darbietung entwickelnden, zuvor weder inszenierten noch konstruierten Szenen, bei deren Gestaltung sich die Schauspieler, die in ihrem Auftreten nicht selten Comedians ähneln, oft auch durch die Interaktion mit ihrem Publikum leiten lassen. Besonders populär ist nach wie vor eine Praxis, in welcher den Künstlern durch das Publikum ein Themengebiet vorgegeben wird, das sie szenisch aus dem Stehgreif zu behandeln haben. Auf diese Weise kommt der genuine Charakter des Improvisationstheaters zum Tragen, da die vorherige Unkenntnis der Künstler über einen Vorschlag des Publikums eine planmäßige Vorbereitung der Aufführung verhindert.improgruppe

Während die Geschichte des Improvisationstheaters zeigt, dass diese Aufführungsform – entwickelt aus einer ursprünglich als Schauspielübung gedachter, von Keith Johnstone als Dramaturg am Royal Court Theater erdacht, um die Authentizität und die Ausstrahlung der Schauspieler gegen Abstumpfung durch übertriebenes Einstudieren der Szenen im Vorfeld zu schützen - lange um die Anerkennung als eigene Kunstform neben dem klassischen Theater kämpfte, gewann das Improtheater seit Beginn des 21. Jahrhunderts zunehmend an Bekanntheit und verbreitete sich - vor allem in der besonders beliebten Form des Theater-Matches, auch als Theatersport bezeichnet - weltweit. Besonderer Popularität erfreuen sich heute auch die dem Massenpublikum zugänglichen Improtheater-Adaptionen des Fernsehens wie Frei Schnautze und Schillerstraße. Während das Konzept der letzteren sich von dem ursprünglichen Improtheater vergleichsweise deutlich unterscheidet - Kulisse und Eingreifen des Regisseurs anstatt aktiver Beteiligung des Auditoriums - wird bei der Ausstrahlung von Frei Schnautze das Originalprinzip des Theater-Matches, bei dem mehrere Impro-Gruppen gegeneinander antreten und mit ihrer spontanen Inszenierung um die Gunst des Publikums buhlen, abgebildet.

Die große Fülle der heute in Deutschland tätigen Improvisationsensembles ist kaum mehr analytisch zu beschreiben, besonders in unseren Großstädten haben sich jeweils sogar mehrere Einzelgruppen gebildet, die sich der Kunst des Improvisierens auf der Bühne widmen. Die Zusammenstellung einer Vielzahl solcher Improvisationstheatergruppen ist im Internet zu finden. Bereits die selbst gewählten Namen der Ensembles – wie beispielsweise 3 Kölsch ein Schuß, 12 Meter Hase, Allgäu süß-sauer, Für Garderobe keine Haftung und Wortkomp(l)ott (mit Stücken) – verdeutlichen größtenteils die große Nähe des modernen Improtheaters zum Kabarett. Beispielhaft seien die folgenden Improensembles aus ganz Deutschlang in Kürze vorgestellt:

1.) Die Flughunde – Impro aus der Hauptstadt

Das Ensemble aus acht bis zwölf Kernmitgliedern besteht seit 2009 und tritt seit 2010 gemeinsam öffentlich auf. Einige der Gruppenmitglieder sind dabei allerdings nach wie vor auch solo zu sehen. Im 720 Minuten Improfestival gewannen die Flughunde bereits den ersten Preis in der Kategorie des Impro-Matches. Ihre Auftritte finden regelmäßig im Berliner Theater Verlängertes Wohnzimmer statt, gelegentlich ist die Gruppe jedoch auch anderenorts zu sehen.

2.) ...efa – Ecstasy für Arme

Das zehnköpfige Improtheater aus München, das in der Regel durch einen eigenen Coach sowie einen professionellen Beleuchter ergänzt wird, tritt seit 1999 regelmäßig auf und findet sich dabei seit einiger Zeit immer wieder im Theater im Frauenhofer ein. Die Mitglieder dieses Ensembles stammen aus den unterschiedlichsten Bereichen des Alltagslebens - von Jugenadamtmitarbeitern über Grafikdesigner bis zu Ingenieuren - und ergeben so gemeinsam eine interessante und kreative Zusammenstellung talentierter Improvisateure.

3.) Die Spieler – Hamburger Improvisationstheater

Das Hamburger Improvisationstheater Die Spieler besteht aus acht festen Mitgliedern, die alle aus den Bereichen Schauspiel, Musik, Moderation stammen und über Erfahrung auf verwandten Gebieten verfügen. Neben ihren eigenen Auftritten im Hamburger Raum gehört zu dem Programm der Spieler auch ein reichhaltiges Workshop-Angebot für alle, die an Improvisationstheater interessiert sind und ihre eigene Schlagfertigkeit auf einer Bühne einmal prüfen oder unter Beweis stellen wollen. Neben Einsteigerkursen bietet das Ensemble auch wöchentlich fortlaufende Workshops an, die vorrangig von den Ensemble-Mitgliedern Britta Daniel und Lotte Lottmann betreut werden.